sponsor oder spender werden
 
besinnungsaufsatz zum jahr des ehrenamts - oder:
warum sponsor oder spender?
 
Wann war eigentlich das Jahr des Ehrenamtes? - Nach Sponsoren und Spendern suchen wir zur Zeit nicht mehr, da wir unsere Ausgabenseite auf Null reduzierte haben. Wer will kann der Moderatorin oder dem Moderator im "lautern niemand literaturlabor" eine unbegrenzte Zahl an Weinen ausgeben. Aber wir danken allen Unterstützern sehr herzlich, die wir bisher hatten: Es waren nicht wenige und einige sehr großzüg. Den Text lassen wir dennoch stehen, geht es doch um das Verhältnis von Kultur und privatem Vermögen.
 
Wir haben offiziell das Jahr des Ehrenamts, dass heißt wohl auch derer, welche ihre Arbeit scheinbar ohne Erwerb zu erwirtschaften der Gemeinschaft zur Verfügung stellen. Nun kann das gute Ergebnis von Arbeit eigentlich als "Nichterwerb" nicht beschrieben werden, denn am Ende guter Arbeit steht immer eine Werk- oder Dienstleistung, deren Angebot Andere nachgefragt haben oder nachfragen. Bei einem anderen Austauschgeschäft würden zwei Leute vom Erwerb ihrer Arbeit in einem Bereich etwas aus einem anderem erwerben: Das kann Austausch von Dingen sein, als Ergebnis erbrachter Leistungen, direkter Austausch von Leistungen oder Austausch von Geld für das eine oder das andere. Bei Beiden hat die Arbeit Erfolg gezeigt und Beide haben damit etwas erworben und können Anderes damit erwerben. Als Arbeit ohne Erwerb gilt ehrenamtliche Arbeit also fälschlicherweise, nur werden erst die Leistungen und damit oft zugleich auch die Gelder anders verteilt. Der Eine muss mehr an eigenen Mitteln aufbringen und auch seine gezielte Arbeit ist ein Mittel zum Zweck, der andere muss weniger dafür zahlen oder leisten. Genau dieses weniger Gezahlte ist der Unterschied, der von einem Austausch im Sinne gewerblicher Arbeit zum Begriff der ehrenamtlichen Arbeit führt, wo der Eine gemessen an handelsüblichen Maßstäben dem Anderen etwas verschenkt oder opfert und zu seinen Ungunsten etwas für das Gemeinwohl macht. Hier nun wirken die Spender oder Sponsoren, indem sie Vermögen umschichten. Sie speisen Gelder, welche sie in einem Bereich erwirtschaftet haben, wo dieses nach den gesellschaftlich ausgehandelten Bedingungen des Austausches möglich ist, in einen anderen ein. Die Gelder gehen nicht verloren, aber die Spender erwerben eine Anteil am Erarbeiteten und stellen diesen im Sinne des Allgemeinwohls einer Öffentlichkeit zur Verfügung, die sonst selbst dafür Leistung erbringen müsste, aber entweder nicht kann oder nicht will, also Nutznießer ist anstelle dessen, der den Erwerb getätigt hat. Der Spender oder Sponsor kann in manchen Bereichen dafür neben der Freude, etwas am Leben erhalten zu haben, was es ihm wert ist, auch Anerkennung bekommen. Diese ist bei Sponsoren in Form von Werbung als Gegenleistung oft ganz gut zu beziffern. Wieviel die Ziffern am Ende aussagen ist in diesem Bereich nicht schwerer zu sagen, als in anderen, denn in allen Bereichen menschlichen Handelns ist dies im Ergebnis eine Frage der Abstimmung und damit eines geteilten Glaubens. Wer ehrenamtlich arbeitet ist also weder arbeitslos- noch erwerbslos, er bekommt nur kein Geld oder eine andere Gegenleistung, die seiner eigenen Leistung nach "normalen" Maßstäben entspräche, welche auch solche des gerade genannten gemeinsamen Glaubens sind. Hierin gleicht er dem Spender oder Sponsor. Wer bei uns von Erwerb redet, der meint allerdings in der Regel den Erwerb von Geld: Da könnte Einer Sklavenarbeit im Sinne Aller leisten, er würde vom Arbeitsamt noch in weitere Arbeit getrieben werden und auch dies im Sinne der Meisten, die glauben dies sei richtig und gut. Das ist so, wie bei der Berechnung unseres Bruttosozialprodukts vor allem der Umsatz von Geldwert in Anschlag gebracht wird. Dies ist jedoch nur die Spitze des Eisberges gesamtwirtschaftlichen Handelns und dieses wird bei uns besonders gut bezahlt, wenn das Produkt nur sinnlos genug ist, dass es so bisher noch keiner gesehen hat, obwohl es ist immer das Gleiche ist, nämlich das, was das eigene Ansehen um ein kleines zu dem des Nachbarn steigert. Würden alle anderen Tätigkeiten sofort eingestellt werden, würde bald kein Stein mehr auf dem anderen stehen. Lauter niemand ist nun ein gemeinnütziger Literatur- und Kulturverein und soviel lässt sich mit Gewissheit sagen: Unsere Produkte sind nicht im bestbezahltesten Segment wirtschaftlichen Handelns in unserer Gesellschaft ansässig. Es geht in der Literatur hier nicht anders zu, als in den meisten kreativen Berufen: Es leben sehr viele von den guten Ideen und dem Verwandlungspotential derer, welche dann zumeist am Ende der Verwertungskette stehen, weil ihre Leistungen nicht sicher in Geldwert umzurechnen sind: Es fehlt der gemeinsame Glauben. So kann freiwillig erbrachte aber unfreiwillig geldunwerte Leistung zwar Ehre bringen, aber dies gilt eher dem Wollen, nicht dem Produkt, weshalb zwar die Achtung gegenüber dem Künstler groß sein kann, aber seine Bilder nicht gern bezahlt werden. Die Frage ist, ob das Ehrenamt nicht das bleiben sollte, was sich Jemand leisten kann, ohne deswegen ans Existenzminimum gebracht zu sehen. Natürlich: Jeder würde ja so gerne auch und würde wenn er könnte aber und wenn das jeder machen würde also nur ein Hobby... - Und wer bezahlt sowas? - Nur wer macht es nicht nur, sondern kann es wirklich und warum, lautete die schwer beantwortbare Gegenfrage. Nur wie kann es andererseits sein, dass eine Gesellschaft die Rede vom Wandel ständig im Munde führt, wenn alle Steuerungsprozesse dieses Wandels mit weltweit gleichgeschalteten Kennwerten eines wirtschaftlichen Controlings minuziös zu einem globalen Korsett abgeglichen werden? - Ist es Systemtheorie festzustellen, dass sich mehr und mehr Menschen in diesem sich immer weiter selbst hervorbringenden und dabei selbst reinigenden Prozess zum Opfer einer negativen Aufklärung machen lassen, nach denen menschliches Wirken nach einem immer mehr veralteten Begriff von Kosten und Nutzen bewertet wird: Dieses Veröden in den immer enger gefassten Kategorien, nach denen menschliches Verhalten noch erfasst und beurteilt wird, dass heißt nun mal verblöden. Viele reden von "unseren Werten" oder "unserer Wertegemeinschaft": Auch wenn dies nicht nur in den konservativen Kreisen als unchic gilt, denen es um Besitzstandswahrung geht, man kann die Wertediskussion getrost bei unseren Kenn"werten" und damit bei der Verteilung des Geldes beginnen. Wofür die Gesellschaft ihr Geld ausgibt und wo sie es spart, seien es nun öffentliche oder private Stellen, das spricht in Bezug auf "Werte" nun mal die deutlichste Sprache und ist Inhalt unseres Wirtschaftens vor jeder Wirtschaftstheorie, welche Form sie für sich auch als geeignet betrachtet, um als ökonomisch sehr eng gefasste Prozesse in ihrem begrenztem Bereich vorhersagbar werden zu lassen. Es gründet die Abstimmung, wofür im Kaufladen wieviel gezahlt wird, bereits auf einem Wertekanon als Konsens, der als solcher kaum in Frage gestellt wird, in dem aber Wert als moralischer Begriff und Wert als Maßstab für den Umschlag von Gütern sich weitgehend überschneiden. Es ist auch ziemlicher Blödsinn, etwas anderes zu vermuten bzw. ein anderer Wertebegriff ist nicht mehr, als eine beliebig zu interpretierende Worthülse, die im besten Fall eine bestimmte Art des Verhaltens meint, aber nicht, was wir bereit sind, dafür wirklich zu machen, das heißt zu geben und aufzugeben: Dies wäre der Wert, den etwas für uns hat. So wird getan, als sage es nichts über "die Werte" aus, an denen sich jemand orientiert, wo er das Geld hingibt und wo er es unterlässt. Die Politiker sind hier eine kleine Minderheit, welche noch immer von einer Mehrheit gewählt wird: Allerdings sind sie es, die in Bezug auf "Werte" besonders die Backen aufblasen, weil sie weder was dazu geben können noch zu machen bereit sind: Es wäre ja so gut, wenn Alle gut wären. Wir leben in unseren Breitengraden gerade in keiner Zeit, wo als "arm" erst gilt, wer sich durch die Erhöhung des Brotpreises in seiner Existenz gefährdet sieht, im Gegenteil, diese sollten besser höher werden im Zuge eines gesellschaftlichen Wandels, der in Bezug auf Werte wieder vom Kopf auf die Füsse stellen müsste, was wir dafür halten. Wer mit seiner Tätigkeit neben dem steht oder aus dem heraus fällt, was seine gleichen Rechte innerhalb der Gesellschaft wirtschaftlich begründen lässt, wird im Namen dieses Überbleibsels eines wirklichen Wertebegriffs deklassiert und in einen virtuellen Knast durch möglichst weitgehenden Entzug seiner Freiheitsrechte gesperrt, indem seine Mittel bis an die Grenze beschränkt werden, wo es soweit als möglich wehtut, ohne dass er vom wahren Glauben abfällt. Dafür greift eine geistige Armut um sich, welche wirkliche Armut bald nicht nur ein gesellschaftliches Folterinstrument bleiben lässt, dessen Androhung den einen Druck als kleineres Übel ertragen lässt, um nicht dem größeren Druch unterworfen zu werden, als der Gesellschaft abseitig zu gelten. Seelig werden die geistig Armen nur dort, wo das Geistige Ausdruck eines verkümmerten Bewußtseins wird und vor dem Verkümmern liegt der Kummer, von dem immer mehr Menschen mit Recht erfasst werden und durch Kummer werden nur wenige Leute klüger, im Gegenteil, sie beginnen es allen zu neiden, welche nicht an diesem Kummer zu tragen scheinen, ohne zu sehen, welche Kräfte es dazu oft braucht. Systematisch werden nicht nur im Bereich der Kultur unter dem Diktat eines Erwerbsbegriffes, der sich nicht nur auf den Erwerb von Geld beschränkt, sondern auf den Erwerb von Geld in einer bestimmten Weise, alle Bereich ausgetrocknet, alle Nischen zugemauert, alle Verhaltensweisen mit öffentlichen Diktat angepasst, in welchen so etwas wie ein kreatives Handeln möglich sein könnte, was über das Design der neuen Produktlinie, das gegenseitige Abfeiern in der sogenannten Hochkultur oder das Bewerben derselben hinaus ginge. Denn hat Jemand Zeit außerhalb dessen, was nach den bekannten Maßstäben etwas bringt, wie das nun immer gefasst wird, was denn da gebracht wird, dann muss er wohl Etwas falsch gemacht haben und die Einsparfüchse setzen sich alsbald auf seine Spur, denn es lässt sich bestimmt noch etwas heraus holen. Im Sinne von wessen Geistes Kind eigentlich? Der Beginn wirklicher und notwendiger Veränderungen begänne mit der Wahnehmung dessen, was sich von der alten unterscheidet: So ist es oft schon da, aber wir können es als Möglichkeit noch nicht richtig sehen und verstehen. Letztlich geht es um den Erhalt unserer Konkurrenzfähigkeit im interstellaren Wettstreit der Paralleluniversen, aus dem sich auch Deutschland trotz aller unschönen Versuche in Vergangenheit und Gegenwart nicht wirklich ausklinken konnte. Nur wie kann man fündig werden, wenn man sich die ökonomischen Scheuklappen immer enger auf die Augen drückt und wo sollte man fündig werden, wenn nicht in der Kunst und im Bereich der Literatur und wo dort, um dieser noch nicht ganz ausgegorenen Reflexion ein nur wenig geschicktes, aber auf unsere Ziele angepasstes Ende zu verpassen, wo im Bereich der Literatur, wenn nicht genau bei uns, also bei lauter niemand? (CK)
 
sponsor werden
 
Als Sponsor werben Sie an einer der Stellen, wo sich die schöpferischen Köpfe wirklich finden oder nach den Werken von ihresgleichen suchen. Schöpferisch zu sein ist etwas Anderes, als das Vorhandene schlau auszuschöpfen, bis man erschöpft den Löffel abgibt. Wenn Sie dazu gehören, können Sie ab 100 € mit ihrem Logo in der Zeitschrift und auf dieser Homepage für sich und ihr Anliegen oder das Ihrer Umgebung werben. Wer uns liest und besucht, der tut nicht nur so: Der hat wirklich vor die neue Literatur zu lesen. Kein Wunder, dass bisher vor allem Lokale diese Möglichkeit nutzten: Das Schöpferische und das Dionysische sind nicht nur in Berlin seit allen Zeiten eng verflochten.