lauter niemand - bio - prosa - lyrik - poetik
2008
 
Kai Pohl
 
 
autopoietisches statement
 
»poetik ist scheiße.«1 ein dichter ist schließlich kein theoretiker oder (schlimmstenfalls) politiker – ein dichter ist der vollstrecker einer praxis, welche die komplexität der welt auf eine besondere weise zugänglich macht. dichtung beruht gerade nicht auf der von niklas luhmann postulierten reduktion von komplexität, sondern auf deren erweiterung: jedes neue gedicht fügt der welt etwas hinzu. ein besseres wort für poesie wäre autopoiesis, weil poetische systeme sich dadurch auszeichnen, »dass das produkt ihrer organisation sie selbst sind, das heißt, es gibt keine trennung zwischen erzeuger und erzeugnis. das sein und das tun einer autopoietischen einheit sind untrennbar, und dies bildet ihre spezifische art von organisation.«2 hier zwei divergierende beispiele: lichtspalt / schattenfuge°°°°
 
 
1 frei nach Kathy Acker
 
2 Humberto R. Maturana, Francisco J. Varela: Der Baum der Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln menschlichen Erkennens. Goldmann Taschenbuch, Bern/München, 1987. S.56