lauter niemand - bio - prosa - lyrik - poetik
(09.04.2003)
 
Franz Josef Czernin
 
 
Aphorismen, Fragmente, Passagen
(Aus: Einführung in die Organik)
 

poetik: gäbe es ein einziges gedicht, das in keiner hinsicht seinem gegenstand gleicht,
dann wären alle anderen dinge überflüssig geworden.

identität: ein einziger unterschied, der tatsächlich - also in jedem sinn des wortes - gemacht wird, ruft alle anderen hervor.

alle menschen sind sterblich: wie oft muss der sinn dieses satzes noch übertragen werden, bis er verständlich geworden ist?

poesie: als ob ein wort gebrauchen ein meer teilen wäre!

nicht-identität: eine einzige gleichheit, die tatsächlich - also in jedem sinn des wortes - hergestellt wird, ruft alle anderen hervor.

wie, wenn es dann, wenn es eine einzige darstellung eines apfels gäbe, die in keiner hinsicht dem apfel selbst gleicht, keine äpfel mehr gäbe?

alle menschen sterben: gäbe es ein einziges gedicht, das diesen satz erfahrbar machen würde, dann würde der träger des namens selbst sein name.

poesie: als ob es dann, wenn es eine einzige darstellung eines apfels gäbe, die in keiner hinsicht dem apfel selbst gleicht, keinen hunger nach äpfeln mehr gäbe!

alle menschen sind sterblich: als ob die toten selbst den sinn dieses satzes auf mich übertragen müssten, damit er verständlich wird.

poesie: gäbe es eine einzige darstellung eines apfels, die in keiner hinsicht seiner wahrnehmung gleicht, gäbe es dann keine sinne mehr?

nur der name überträgt keinen sinn, der mit dem stirbt, der ihn trägt.

alle menschen sterben: als ob nur die toten das gedicht schreiben könnten, das dieser satz erfahren lässt.

poesie: wie, wenn das meer selbst das schiff wäre, um das wasser zu erfahren?

*

poesie: als ob der begriff des menschen mit den säugetieren, auf die er sich bezieht, hochzeit feiern wollte!

pygmalion: wie, wenn der körper erst in seinem begriff meine gestalt annehmen würde?

pygmalion: als ob mein körper erst in seinem begriff meine augen aufschlagen würde!

pygmalion: wie, wenn das, was ich sehe, erst in seinem begriff meine eigenen augen aufschlagen würde?

goethe: auch der begriff des auges gleicht dem auge, das der sonne gleicht.

poetik: wenn doch das ohr in seinem begriff seine eigene gestalt erhören könnte!

gedicht: auch dieses geräusch bekommt erst im klang des verses die ohren, die es sucht.

was ich zum ersten mal höre, ist das, woran nicht ich mich erinnern kann, sondern meine ohren.

hören: die begriffe haben, die ohren machen.

poetik: je näher der stern, umso ferner sein sinn; je ferner der stern, umso näher sein sinn.

*

poesie: dass sich doch mein eigener körper in dem sinn dieser worte hervorbringe!

autobiographie: wie sich doch mein eigener sinn im körper dieser worte begreift.

poesie: wie sterblich mein körper im begriff aller menschen wird!

poesie: wie, wenn ich erst im begriff aller säugetiere sterblich würde?

allegorese: wie, wenn der mensch seine sterblichkeit nicht immer und überall verkörpern müsste!

allegorese: als ob alle menschen die verkörperung ihrer sterblichkeit dann und wann verlassen sollten.

allegorese: wenn die sterblichkeit sich doch nicht auch noch in den menschen verkörperte!

dialektik: der begriff des todes ist das grab dessen, worauf er sich bezieht.

dialektik: ist nicht der begriff des todes die wiege dessen, worauf er sich bezieht?

dialektik: als ob der begriff des sterbens mit den säugetieren, auf die er sich bezieht, hochzeit halten wollte!

poetik: als ob sich mein eigener körper im sinn seiner worte verzehren sollte!

dialektik: im begriff des lebens stirbt das, worauf er sich bezieht.

*

autobiographie: als ob sich mein körper in bedeutungen verwandeln könnte und die bedeutungen in eine gestalt, die meinen körper aufs neue hervorbringt.

alles, was das gedicht nicht vollständig ersetzen kann, sind die mängel des gedichtes.

jede meiner eigenschaften, die das gedicht nicht darstellt, ist entweder ein mangel des gedichtes, oder einer meiner fehler.

jedes merkmal des apfels, das das gedicht nicht darstellen kann, verwandelt sich in einen mangel seines begriffs.

alle jene meiner eigenschaften, die das gedicht nicht darstellt, verwandeln sich in mängel des gedichtes.

die meiner fehler, die das gedicht darstellt, verwandeln sich in die schönheiten des gedichtes?

die meiner stärken, die das gedicht nicht darstellt, verwandeln sich in die schwächen des gedichtes?

*

schmetterling: ein gedicht kann uns alles glauben machen wollen: etwa, dass sein sinn essbar ist, dass steine sprechen, dass der geist eines menschen nichts als sein gehirn ist. doch zumeist lassen wir uns so etwas nur als ein märchen oder als eine wissenschaftliche theorie erzählen. erst wenn ein gedicht uns die erfahrung der übertragung von sinn machen lässt, wenn es zugleich von seiner erfahrung zu ihrer erkenntnis und von seiner erkenntnis zu ihrer erfahrung führt, kann es uns ganz und gar davon überzeugen, dass die dinge anders liegen, als wir geglaubt haben: wir halten dann das, was es besagt, für wörtlich wahr, obwohl wir es ohne die erfahrung des gedichtes für wörtlich falsch gehalten haben. und vielleicht ist es uns dann tatsächlich evident, dass das gedicht alle wesentlichen merkmale einer speise oder das gehirn alle wesentlichen merkmale des menschlichen geistes besitzt, oder dass steine in menschlichen zungen reden. doch wie, wenn man dann - aber kann man das überhaupt? -aufhört, diese so unverhofften und unwahrscheinlichen wahrheiten des gedichtes zu erfahren? erwacht man dann aus einem traum, oder beginnt man dann erst eigentlich zu träumen? und wie kann man die antworten auf diese frage vor sich und der welt rechtfertigen, ohne dass die rechtfertigung selbst wieder eben dieselben fragen hervorruft?

friedrich schlegel: auch die wechselseitige anverwandlung des gedichtes und seines gegenstandes ist eine unendliche aufgabe.

friedrich schlegel: auch die wechselseitige anverwandlung eines einzigen staubkorns und seiner darstellung ist eine unendliche aufgabe.

poesie: die verwandlung einer darstellung des staubs in den staub, der sie ist, und die verwandlung des staubs in eine darstellung des staubs, die staub ist.

poesie: als ob das entsetzliche, wenn es nur angemessen dargestellt würde, durch seine darstellung vernichtet werden könnte!

dort, wo jegliche rede anfängt oder wo sie aufhört, ist der unterschied zwischen dem, worauf sich ein wort bezieht, und dem, was es bedeutet, anheimgestellt. wo jener unterschied gemacht werden muss, da enthält jegliches verstehen in bezug auf eines ein missverstehen in bezug auf ein anderes, doch jegliches missverstehen auch ein verstehen: da ist babel. dort, wo jener unterschied gemacht werden kann, da überträgt sich jedes moment des missverstehens in eines des verstehens: dort wäre die poesie.

aus der babylonische bibliothek: etwas verlangt danach, ausgesprochen zu werden; suche ich es auszusprechen, so zeigt sich: was da gesagt wird, spricht nicht das aus, was sich auszusprechen verlangt hat; und so geschieht es wieder und wieder, bis eine sprache, eine geschichte, eine kultur, ja schliesslich eine poesie vorhanden ist, in der jedes wort der ausdruck des verlangens ist, endlich etwas anderes auszusprechen.

mot juste?: je näher ich selbst dem bin, was ich sagen will, umso ferner liegt das wort, das trifft.

ästhetik: je näher der gewinn, umso wahrscheinlicher der verlust.

aus der babylonische bibliothek: etwas verlangt danach, ausgesprochen zu werden; sucht man es auszusprechen, so zeigt sich: was da gesagt wird, spricht nicht das aus, was sich auszusprechen verlangt hat; und so geschieht es wieder und wieder, bis eine sprache, eine geschichte, ja schliesslich eine poesie vorhanden ist, in der jedes wort nach jedem anderen zu verlangen scheint, aber kein einziges mehr das, was zuerst danach verlangt hat, ausgesprochen zu werden.

buch: was ist der natürliche feind aller überlieferung? - der wörtliche oder der übertragene sinn?

alle überlieferung endet in diesem wörtlichen sinn, also in dem sprachlichen hinweis auf etwas gegenwärtiges.

gedicht: als ob jedes wort ein buch enthielte, und ein gedicht die ordnung der bücher, die bibliotheken vergeblich suchen!

bibliothek: ein gedicht selbst ist die ordnung, die alle bücher hätten, wenn sie ein einziges wären

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unter freiem himmel: jegliche moral begreift ihre regeln als notwendige gebote oder verbote; jegliche wissenschaft fasst gebote oder verbote als willkürliche regeln. die poesie stellt beide möglichkeiten als einander widersprechende deutungen anheim: sie lässt jedes verbot oder gebot als willkürliche regel erscheinen, aber jegliche regel auch als notwendiges gebot oder verbot.

maschine: all die dinge, ihre vielfältigen beziehungen zueinander: das ist das eine rad; die worte, ihre vielfältigen beziehungen zueinander: das ist das andere rad. in einem gedicht greifen die beiden räder ineinander und stellen etwas sowohl her wie auch dar. - was aber ist das? ist das überhaupt etwas?

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gedicht: der augenblick, in dem der unterschied zwischen dem, worauf sich ein wort bezieht, und dem, was ein wort bedeutet, entsteht oder vergeht.

poesie: der augenblick, in dem der unterschied zwischen dem, worauf sich ein wort bezieht, und dem, was ein wort bedeutet, aufgehoben wird.

gedicht: der augenblick, in dem sich die eine venus im begriff des morgensterns und des abendsterns selbst erleuchtet.

sphären: das gesuchte wort ist eigentlich jenes, das alle dinge so in sich hineinzieht und verwandelt, dass es sie als bedeutungen aus sich entlässt.

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fetisch (grammatik): es ist gleichgültig, ob man sich selbst, das gehirn oder einen gott für das hält, was denkt.

erde: als ob die wechselseitige anpassung aller säugetiere aneinander eine wahrheit hervorbringen könnte!

roboter: als ob die wechselseitige anpassung von etwas an etwas anderes etwas anderes als eine wahrheit hervorbringen könnte!

die natürliche sprache hat alle stärken und schwächen eines organs. seine stärken: es hilft uns, uns zurecht zu finden; seine schwächen: es hindert uns zu erkennen, wer oder was sich wie zurechtfindet.

schon damit, dass wir etwas natürlich nennen, vermischen wir es mit dem, was wir selbst herstellen.

natur: das ergebnis einer kunst, die sich selbst als solche entgeht.

was ich für meine natur halte, ist dann genau das, was ich nicht sein kann, wenn, was ich für meine natur halte, das ist, was ich sein muss.

natur ist dann, wenn wir etwas für mehr zugefallen als beabsichtigt halten.

poesie ist dann, wenn das, was zufällt, und das, was beabsichtigt wird, einander wechselseitig hervorbringen oder zunichte machen.

natur: was das, was nur beschrieben, und das, was nur bewertet werden kann, so enthält, dass ich es nur so beschreiben kann, dass ich es bewerte, und nur so bewerten, dass ich es auch beschreibe.

natur: als ob man den sinn des wortes blut zum fliessen bringen sollte!

kunst: was das, was nur beschrieben, und das, was nur bewertet werden kann, so enthält, dass ich es nur so beschreiben kann, dass ich es bewerte, und nur so bewerten, dass ich es auch beschreibe.

natur: das ergebnis all jener formen der mitteilung, durch die wir so erzeugt werden, dass wir annehmen müssen, dass wir uns von unserem eigenen wahrnehmungen unterscheiden

die poesie ist die kunst, die unterscheidung zwischen dem vorgegebenen oder natürlichen und dem künstlichen oder beabsichtigten anheimzustellen.

maschine aller maschinen: die poesie ist nicht nur selbst gegenstand und stellt gegenstände dar, sondern sucht zugleich, im selben atemzug, ihre konstruktion begreiflich zu machen. ihr
ideal ist eine welt, die für sich selbst und also auch für uns durchsichtig ist; eine welt, in der jeder gegenstand (und also auch wir selbst) von seinem anfang bis zu seinem ende, gleichsam von der wiege bis zum grab, in allen seinen formen, phasen und wandlungen erkennbar wird. und da diese welt, so durchsichtig sie auch sein mag, dennoch so schwer wiegen soll wie nur irgendeine, so enthält jenes poetische ideal die hoffnung, dass sich auch die, wie es scheint, allerundurchdringlichste welt - jene, die wir alltäglicherweise zu erfahren glauben - als ein in seiner konstruktion begriffener gegenstand, als ein gedicht, offenbart.

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kafka: ein aufgabe, die endgültig lösbar ist, ist nicht übertragbar.

poesie: als ob erst ein vollständig dargestellter apfel ein verzehrter apfel wäre.

natur: als wäre, den apfel zu essen, eine weise den apfel zu erkennen!

mythos: als wäre, den apfel zu essen, eine weise den apfel zu erkennen, und den apfel zu erkennen, eine weise, den apfel zu essen.

mythos: als wäre, vom löwen gefressen zu werden, eine weise, den löwen zu erkennen.

religion: als sollte, vom löwen gefressen zu werden, eine weise werden, den löwen zu erkennen.

wissenschaft: nur wenn der wert eines gegenstandes nicht als eine seiner eigenschaften gedacht wird, setzt seine beschreibung keine bewertung voraus und erlaubt seine vollständige erkenntnis.

wissenschaft: als ob ein vollständig beschriebener apfel genau der wäre, der von niemandem gegessen werden kann.

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wissenschaft: ganze antworten, halbe fragen.

orakel: weil der wert eines apfels eine seiner eigenschaften ist, ist, den apfel zu essen, eine weise, vom apfel bewertet zu werden?

wissenschaft: dass man die dinge gerade dann nicht erkennen kann, wenn man sich selbst als das ins spiel bringt, was die dinge zu erkennen sucht!

wissenschaft: dass man sein gehirn gerade dann nicht erkennen soll, wenn man sich selbst denken bemerkt.

poesie: dass man den apfel gerade dann nicht in erkennen kann, wenn man sich nicht selbst jene eigenschaft des apfels darstellt, die der wert des apfels ist.

wissenschaft: dass ich mich gerade dann nicht erkennen kann, wenn ich zu erkennen versuche, was sich in diesem gehirn ereignet.

ich: dass ich mich gerade dann erkennen kann, wenn ich nicht zu erkennen versuche, was sich in diesem gehirn ereignet, sondern das, was sich in mir selbst ereignet.

passage: wird der wert der naturwissenschaften richtig verstanden, dann sind sie der tapfere versuch, sich selbst als das zu verstehen, was weh tut und schrecken verbreitet. vielleicht ist es aber auch nur die grösste feigheit: glauben, indem man sich als das ausgibt, was einen vernichtet, der vernichtung entgehen zu können.

wissenschaft: ich denke, während es annimmt, was denkbar ist und was nicht.

gedanken sind materielle vorgänge: die verkörperung ist vollzogen, das gedicht ist geschrieben, und die wissenschaftliche erfahrung kann beginnen, es so zu interpretieren, dass es wahr oder falsch sein kann.

poesie: es spricht, während ich denke, was gesagt werden kann und was nicht.

organ: dass das wissenschaftliche sprechen über etwas mit dem, worüber es spricht, nichts gemeinsam haben will, macht es mitsamt den wahrheiten, die es behauptet, zu nichts als einem zeichen, einem bild von etwas, dem es sich nicht entziehen kann.

wissenschaft: jeder löwe, der kein mensch ist, ist doch nur die allegorie seiner zoologischen klassifikation.

erkenntnis: jeder gegenstand ist selbst der übertragene sinn seiner klassifikation.

wissenschaft; jeder mensch, der ein säugetier ist, ist nichts als eine allegorie seiner zoologie.

wissenschaft: jeder mensch, der ein säugetier ist, ist eine metapher für alle anderen säugetiere, von denen er wahrgenommen wird.

jeder mensch ist der übertragene sinn aller anderen säugetiere, und jedes andere säugetier ist der übertragene sinn aller menschen.

wissenschaft: jeder mensch, der ein säugetier ist, ist nur ein bild für all die dinge, von denen er nichts weiss.

wissenschaft: wie etwas gesagt wird, wird von dem unterschieden, was gesagt wird; und wie und was gesagt wird, wird davon unterschieden, dass etwas gesagt wird.

gedicht: was ich sage und wie ich es sage werden einander so lange immer ähnlicher und ähnlicher, bis es ganz und gar gesagt ist.

gedicht: was ich sage und wie ich es sage werden einander so lange immer ähnlicher und ähnlicher, bis nichts anderes bleibt als, dass gesagt wird.

wissenschaft: was ist erfahrung? erfahrung ist nur dann,...und dann werden bedingungen angegeben. und unversehens ist ein satz wie „ich bin heute (moralisch) besser oder schlechter als gestern. oder: immer wenn ich mich so verhalte, fühle ich mich so und so“ keine erfahrung.

warum nimmt man so häufig stillschweigend an, dass dann, wenn von bedeutungen die rede ist, auf uneigentliche weise vom deutenden die rede ist, während man doch, wenn von sinnlich wahrnehmbaren gegenständen die rede ist, so selten annimmt, es sei auf uneigentliche weise vom wahrnehmenden die rede? wie man an die sinne glaubt, und wie man an den wahrnehmenden glaubt! wie sehr man an die wissenschaften glaubt!

was für ein himmel oder was für eine hölle wäre eine welt, in der wir allein das wären, was unsere sätze wahr oder falsch macht.

die wissenschaft ist eigentlich die kühnste poesie: sie unterstellt, dass die dinge in form von theorien, die auch dinge sind, sich selbst erklären können.

wissenschaft: als ob aus dem meer das auge werden wollte, das es erkennt.

mathematik: die wissenschaft ist eigentlich die kühnste poesie: sie setzt voraus, dass die dinge in form von theorien, die in wesentlichen hinsichten selbst keine dinge im naturwissenschaftlichen sinn sind, erklärt werden können.

wissenschaft: als ob eine woge das meer erkennen wollte!

die wissenschaft ist die kühnste poesie: sie setzt voraus, dass der zweig eines baumes seine wurzeln so erklären kann, als wäre er selbst nicht erklärungsbedürftig.

die wissenschaft ist die kühnste poesie: sie setzt voraus, dass der zweig eines baumes den baum so erklären kann, als wäre er kein teil von ihm.

poesie: als ergäben all die aufs geratewohl hingeschüttete haufen von sternen ein bild!

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dichtung: die zunge, die immer im begriff bleibt, sich in wort und gegenstand gespalten zu haben.

ich: jener augenblick, da etwas, das festgelegt ist, auf das stösst, was noch zu festzulegen ist.

besteht die zirkelhaftigkeit alltäglichen welt- und sprachumgangs darin, dass beide als festliegend und vorgegeben einander stillschweigend oder selbstverständlich bestätigen, so verlangt nicht-alltäglicher und poetischer welt- und sprachumgang, dass jener zirkel als deutungszirkel vollzogen wird. der zirkel soll erhellend sein – im gegensatz zum alltäglichen, der hier als, vergleichsweise, dunkel angenommen wird. in analogie zu einem berühmten wort freuds kann man sagen: was alltäglicherweise festliegend und vorgegeben ist, soll im poetischen weltgebrauch sinn, darstellung werden: blinder umgang werde bestimmter sinn, blinder sinn werde bestimmter umgang.