Was Finger überbrücken, Tasten klappern
zusammen, was Tabulatur bricht auf,
verlässt die Sucht schon angefressen
und schickt ihm Bilder, um den toten Lauf
zu stoppen. Bilder, um den toten Lauf
zu stoppen. Um dem Laptop seinen Deckel
heraufzuheben, scheints, lachen die Pixel,
verschiebend, was, wenn es jemals authentisch
wie Eindruck sich zu Mnemoman verdinglichte, doch
niemals so
Clerasil auf seiner Bahn
liest die Fahrt hindurch in diesen Flüssen
(dem Wasserlauf, versteht sich, der Erinnerung)
(dem Wellengang, verstehst du, der Erinnerung)
ihr käsiges Gesicht, das resonniert von Küssen,
heißen Versüßungen und reflektierten Schaden
an der Erinnerung, von dessen weißen Flecken
jeglicher Abendhimmel aufgelöst zu sein
hat in Fensterscheiben, wo die Lichter gelten
des Inneren, und schellen mit den Augen
daran. Um dies Erleben neu zu checken,
bricht kontrollierend Fingerspitzentakt herein,
unpassend, spekulativ und zum Verrecken
unwiderlegbar, einmal abgeschickt. Und kein
bisou erhellt die Fläche, nichts als nur regards,
stumm, höflich, eingesessen. Nichts dagegen
zu sagen wagen kreisende remords:
Wie soll man Mondes Andenken belegen,
wenn Null wie Eins verlieren credibility,
im Schwinden ihr crescent die Augen schaukelt,
wenn zwischen Eins und Null der Wille die
blutige Ohnmacht küsst, und die Einstellung wackelt,
so dass ihr Antlitz kaum noch zu erkennen.
Die Stelle wohl, verschwommen ihre Spur,
die, eingebrannt, spektral und einweg nur
entsprechend Leseköpfen, die verrennen
im Schlittern andrer Leute den Kopierschutz-
Macht nichts, solang Vergessen ihm's Visier putzt.
Und Clerasil schläft ein in seiner Bahn,
gerüttelt schlittern ihm die Bilder aus der Hand,
die, schweißnass, sie umklammerte: jetzt nur die letzten,
die zwischendurch verwischen auf dem Boden
die Klarheit des Abteils. Und jeder starrt nur
auf Clerasils mondige Aknenarben. Oden
belagern seinen Kopf, als ob er spräche zur
Erinnerung, die ihm drauf sagte - Einwand:
Erinnerung spricht nicht. - sie sagte, dein
Gesicht macht in mir 'klick' wie'n Licht-
schalter in der Nacht. Und du musst gehen.
So ging dann Clerasil in seine Nacht.
Wenn für ihn selbst bloß sein Gesicht
Lichtschalterfunktion erfüllte und ihn sehen
ließ, was er bloß reflektierte, dann,
meint Clerasil, wär alles viel verständlicher.
Die Leseköpfe gegenüber schlafen ein.
Der Wagen überquert nächtliches Wasser:
Untiefen, denkts von unter Schlafes Lidern.
Die Leseköpfe gegenüber nicken.
Ein Fuß ist achtlos aus dem Schuh gefallen,
ein Buch am Knie sich blättert schlitternd weg.
Was reflektiert hier was. Oben die Spiegel,
wenn er sich traute, Clerasil, zu stehen
im Wandel dieses Zugs und nicht zu fallen
den Knien der Leseköpfe vor die Füße,
oder als wär mit einem Blick alles besiegelt,
der Clerasil in tausendfach zu sehen
vorspiegelt ihm Unendlichkeit in seiner Seele
vorspiegelt Anonymität in aller Süße
vorspiegelt. Traut sich aber nicht, oder er
kennt den Anblick schon und weiß, wie wenig
er aussagt. Fürchtet sich, er reichte nicht
bis an den Endbahnhof, woran soll er dann denken,
wenn diese selbstständigen Bilder nicht
von dauerhafter Schemenhaftigkeit, beschenken
vielleicht nur kurz mit ihrer Evidenz ihn. Wer
soll ihm erklären, wie das funktioniert? Denn wenig ists,
getarnt als Zufall, aber etwas mehr bewirkt es.
Und Mnemoman erinnerts an das Gras,
getränkt von Morgensonnenlicht, und an
die alten Knochen einer alten Frau,
die leichter Hand die leichten Spatzen koste
(verschmitzt die Hand verschwand im Gegenlicht)
als Clerasil zu Klara sagte: schau,
genau so war das Gras bei mir daheim.
Doch Klara leugnete, was ihn erboste:
das Gras sei einzigartig hier und jetzt,
sei keineswegs erinnerungsgetränkt,
sei keineswegs erinnerungsgetränkt.
Dann sinds, so Clerasil, wohl meine Augen,
die nichts, was sie betrachten, einfach so
betrachten können. Nein, vernetzen können müssen
mit andren Augenblicken, solchen, wo
der Fluss angeblich besser dies und das
noch weiß. Ihm dieses Wissen auszusaugen
hat Mnemoman so ein Gerät dabei,
ob Strohhalm oder Fernrohr schwer zu sagen,
doch einfach ists und einfach zu bedienen.
Überhaupt, Mnemoman hätt alles besser angestellt.
Denn seine Augen sind an sich schon klar
wie Fensterscheiben welche frisch gereinigt,
und dementsprechend lichter ist sein Blick.
In seinem Innern ist es jedoch dunkel:
man darf nicht ahnen, dass da jemand ist,
denn in Reaktion auf eine solche Hypothese
würd der Betrachter von Erinnrungen gesteinigt.
Dem Reim der Flüsse muss man einfach glauben,
mit Augen feucht vor Tränen oder Gähnen
am Abgrund zwischen damals, ihr und hier.
Nichts Langweilgeres gibts als solches Sehnen.
Und dennoch tut sein Hirn so mnemoman
als wäre es genug, als Argument für Tränen
zu schreiben: Hast du dies und das vergessen?
Weißt du denn nicht mehr, was du davon hieltest?
Hieltest dus nicht für einzig konsequent,
sich endlos diesem Glücken zu verschreiben?
Und nun verschickt er E-mails, sie verweilen
in kurzen Warteschleifen, doch gelassen
blitzt alles an ihr ab, was Clerasil ihr schickt.
O Clerasil. Es blinkt das Abteillicht.
Ein Wesen gegenüber blinzelt. Sinds Instanzen
hinter den Lidern, Scangeräte, die ihn prüfen,
durchleuchtend seine Stirne, ob er nicht
unsachgemäß mit diesen Bildern handle,
verschleifend sich mit ihnen. Und verliefen
die Bilderfluten nicht sich in die Tiefen
und sperrten sich, zu voller Größe angeschwollen,
abnehmend ihre Schranken, sich verwandelnd
stattdessen bald in silberklare Sichel,
die in den Himmeln ihrer Konstellationen sticheln?
So stechen Reflexionen in die Nacht,
und doch spielt alles sich auf einer Scheibe ab.
Die Scheibe hat nen Riss. Die Scheibe hat nen Riss.
Die Scheibe hat nen Riss, wo sie ihn küsst
Die Sicheln ihrer halbgeschlossnen Lichter
sind eingebrannt und Clerasil kanns nicht verwischen.
Sogar die Lippen scheinens noch zu wissen
und jedesmal schlägt er die Augen nieder
vor Klara auf den Innenseiten seiner Lider.
Rot wird er schon nicht. Käsig ist das Diktum
der Stunde. Käsig das Leben. Käsig die Erinnerung,
blass und verformbar, aber hält sie nicht,
die Form, in die sie seine Finger kneten.
Nimmt an und ab den Himmel in die Hand,
ach, in das Leuchten, Reichweite ein Meter.
Der Mond? Ist ein Modell und hängt an Schnüren,
mehr oder weniger gesichtslos für die /Fantasie/.
Clerasil ruht, klappt weg und schaut betreten.
Modelle sinds, doch fehlt das Zauberwort;
besser, die Überzeugung, Wörter könnten wirken
gegen das Aufbäumen dieser kometen-
ähnlichen Mnemoereignisse. Denn dort,
wo die Kometen landen, brennen sie sich ein.
Falln sie auf Sand, zerstiebt die Zeit vor Ort.
Falln sie auf Wasser, gibt es viel Verdunsten,
die Glasplatten beschlagen in angrenzenden Bezirken,
die Silberkörnung des Gehirns wird schwarz.
(Da hilft kein Wünschen, wenn das Licht verglüht,
es hilft kein Wünschen, wenn das Licht verglüht.)
O so verantwortungslos mit den Bildern.
O Mnemoman, was bist du für ein Superheld?
Du glaubst, du kannst mit Bildern derart wildern?
In deinen E-mails steht schon viel zuviel.
So klappt denn Clerasil den Laptop zu. |