lauter niemand - bio - prosa - lyrik - poetik
07.02.2003
 
Lars-Arvid Brischke
 
 
gedichte sind meine täglichen entspannungsübungen. wenn ich sie vernachlässige, leide ich unter verspannungen. verspannungen aber sind falsch gelenkte energien. dass energien entstehen oder verschwinden können, ist noch nicht beobachtet worden. sicher aber kann man sie in verschiedene energieformen konvertieren. in der einen sind sie vielleicht wirkungslos, in der anderen schädlich. sollen sie positiv sein, muss man die richtige form finden. für alle energien wurden leitungen erfunden, zu- und ableiter, nullleiter und bypässe. es kann zur entladung kommen oder zum kurzschluss. dabei ist immer widerstand im spiel. richtung und stärke in den griff zu bekommen, ist jedoch kein problem. glimmt die leitung rot wegen eines großen widerstandes, erhöhe ich diesen erst recht, bringe den draht zur weißglut. und schon werden die nächte taghell. der entspannungseffekt kommt, wenn es ein gedicht ist, für das ich eine leitfähigkeit habe, beim lesen wie beim schreiben. beim schreiben aber viel intensiver. bin ich für ein gedicht ein halbleiter, löst es einen erkenntnisprozess aus, der mit einem geheimnis beginnt. bin ich für ein gedicht ein heißleiter, schleudert es mich emotional in das eine oder andere extrem. entspannungsübungen sind am besten, wenn sie zuerst die anspannung auf die spitze treiben. nur so kann der schwellwertschalter reagieren. erst dann öffnet sich das ventil. mein motor springt an, den ich tatendrang nenne. endlich bin ich ganz entspannt.